Jugend in den Sechzigern

Die Jugendabteilung in den sechziger Jahren

Im April 1970 ereignete sich auf dem Ankerplatz in Büsum ein nie zu erwartendes Spektakel.

Unser damaliger Jungendwart Hans Georg Balzer hatte es ermöglicht, in Zusammenarbeit mit unserem 1.Vorsitzenden, Hein Lütje, der Jugend 3 nagelneue 470-er-Jollen zur Verfügung zu stellen. Mit einem Mal war Büsum ein Leistungszentrum dieser sehr, sehr schnellen Zwei- mann-Jolle geworden. Mit einer Bootstaufe der besonderen Art wurde diese drei Schiffe ih-rem Element, nämlich dem Wasser, übergeben.

Zu Ehren von drei wichtigen Personen aus dem unmittelbaren Umfeld des Büsumer Segler-vereins wurden die Schiffe auf die Namen „Big Willem,“ in Anlehnung an Wilhelm Hinrichs vom Meldorfer Segelverein, „Schneider,“ zu Ehren des damaligen Bürgermeisters Ernst Hein-rich Dethlefs und last but not least „Käpt´n Hein,“ zu Ehren unseres damaligen ersten Vorsit-zenden getauft.

Darüber hinaus erhielten auch acht „Optis“ ihre Taufe, denn zum Weihnachtsfest des vorheri-gen Jahres waren unter den Christbäumen in Büsumer Wohnzimmern nicht weniger als sechs neue Optimisten von strahlen Kinderaugen erspäht worden.

Die Mitglieder des Büsumer Seglervereins, Dr. Gerhard Witt, Herwig Mohr, Günter Elsen, Hans Strüben, Otto Kähler, wollten ihren Kindern den Segelsport näher bringen.Und so war es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass die besagten Väter in der Vorweihnachtszeit nach Dänemark gefahren waren und von der Hendriksen- Werft brandneue Optis für die Kin-der kauften.

Was für eine tolle Entscheidung!!!.

Denn fortan trafen sich sehr, sehr viele Jugendliche im Hafengebiet, um mit ihren neuen Schiffen zu testen, wer denn nun das schnellste Boot bekommen hatte oder wer vielleicht doch ein etwas besserer Segler war und wem es gelang ein wenig enger an der Wendeboje vorbeizufahren.

Namentlich sind hier zu nennen: Sönke Kähler, Andreas und Harald Mohr, Jan und Irina Witt, Carsten Elsen, Udo Steinke, Thomas Voss, Dagmar Strüben, Andrea Balzer, Kay Be-cker, Sönke Dorn. Diejenigen, die von mir vergessen wurden, mögen es mir verzeihen.

So blieb es dann natürlich auch nicht aus, dass Wochenende für Wochenende eine Armada mit Büsumer Optis durch Schleswig Holstein fuhr um an Regatten teilzunehmen, die natürlich von den Eltern „gecoacht“ wurden.

Bereits an dem übernächsten Wochenende machte sich eine große Flotte von drei 470-ern und fünf Optis auf den Weg zum Plöner See. Die 470-er wurden gesegelt von Boci Schröder-Burckhardt und an der Vorschot Peter Balzer, im zweiten Schiff saß an der Pinne Ernst Peter Thieß und Hartmut Schüller hing im Trapez. Das dritte Schiff wurde gesteuert von Hans Jörg Strüben mit Harald Schuhmacher an der Vorschot.

Die etwas älteren Jugendlichen, die sich um die 470-er “kümmern“ durften, erfuhren Großar-tiges im Verlauf der Saison.

Ein Teilnehmer der olympischen Spiele 1936, Rolf Mulka, kam zu uns nach Büsum und hat uns trainiert!!

Mann, war´n wir stolz.

Ich sehe ihn noch wie heut, wenn er mit Dr. Gerd Witt in dem Motorboot neben uns herfuhr und mit lautstarken Kommandos uns das „schnelle“ Segeln vermitteln wollte. Es war für uns alle schon etwas ganz, ganz besonderes.

Unser damaliger Jugendwart Hans Balzer zog dann auch noch den deutschen Spitzensegler Walter Steding aus Hamburg an Land, der uns auch in zahlreichen Wochenendkursen einfach richtig „fitmachen“ wollte.

Es entstand zu unseren Segelkameraden aus Brunsbüttel, die wir Woche für Woche mit ihrer Piraten-Flotte trafen tolle Freundschaften, die noch heute anhalten. Wenn wir uns heute auf Helgoland treffen ist es keine Seltenheit, dass ein Gespräch mit „Weißt Du noch, damals…“ beginnt.

Mir fällt an dieser Stelle zum Thema „ Regatta-Anekdoten“ eine kleine Geschichten ein:

Auf einer Regatta in Friedrichstadt kenterten Boci und ich, was unter normalen Umständen kein Problem darstellt, aber sehr erschwert wurde als der Masttop im Schlick steckte.

Also einer rauf aufs Schwert, der andere ins Wasser. Es war uns durchaus klar und bewusst, dass, je weiter wir uns dem Ende des Schwertes näherten, die Hebelgesetze effektiver wirk-ten. Leider vergaßen wir das Ding mit der Sollbruchstelle. Der langen Rede kurzer Sinn:

In der Nacht wurde bei Fiete Lühr auf der Bootswerft ein neues Schwert von uns gefertigt und am anderen Morgen waren wir wieder am Start.

Ich möchte einmal an dieser Stelle Segelreviere und Teilnahmen aufzeigen, bei denen wir den Stander des BSV gehisst haben: Sonderburg in Dänemark, Flensburger Förde, Kieler Woche, Travemünder Woche, Regatten auf der Alster, dem Plöner See, der Oker-Talsperre und dem Steinhuder Meer.

Dies ist alles nur möglich gewesen weil wir die Unterstützung unserer Eltern hatten, die uns fast jedes Wochenende getrailert haben und durch die Zusammenarbeit mit dem Jugendwart Hans Georg Balzer, der viel, ja sehr viel für uns bewegt hat.

Wer jetzt meint, dass das alles gewesen sei mit unserer „Jugendflotte“, der irrt gewaltig.

Eine Föhr-Jolle, ein Schwert-Zugvogel, eine Varianta und später dann noch eine Sagitta, ge-hörten ebenfalls noch mit zu den Booten, die von Jugendlichen gesegelt wurden. Bei der An-zahl der vorhandenen Boote ist es nicht verwunderlich, dass sich täglich zwischen 15 und 20 Jugendliche am Hafen trafen, um eben die Boote auch zu bewegen.

Kaum dass die Boote ins Winterlage gebracht wurden, trafen wir uns in der Sporthalle des Gymnasiums. Schussi wartete.

Mit Ausdauerlaufen am Deich, Hanteltraining in der Halle, „Wer kommt die Klettertaue zweimal ohne Beine hoch?“ forderte er uns allen damals schon eine Menge an physischer Leistung ab. Wir sollten im Frühjahr ja wieder fit sein.

Es gäbe noch sooo viel zu erwähnen, aber da noch weitere Artikel folgen sollen, möchte ich an dieser Stelle enden. Enden, nicht ohne ein ehrliches –Dankeschön – auszusprechen, im Namen aller meiner Segelkameraden von damals, an den Büsumer Seglerverein , der uns dies alles ermöglicht hat

Es war eine verdammt gute Jugendzeit am Hafen.

Hans Jörg Strüben

Jugend in den 60ern